Rise for freedom! Protesttanz als deutliches Zeichen gegen Gewalt an Frauen

One Billion Rising 2023 in Paderborn als Beitrag zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in der Stadt Paderborn

Nach zwei Jahren Pause verwandelte sich der Rathausplatz Paderborn am 14.02. wieder in eine große Protestfläche gegen Gewalt an Frauen. Im Sinne des Aktionstags „One Billion Rising“ (Eine Milliarde erhebt sich) lud der Paderborner Arbeitskreis „Gewalt gegen Frauen“ in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle der Stadt Paderborn alle Paderbornerinnen und Paderborner zur Protest-Tanzaktion auf dem Rathausplatz ein. „One Billion Rising“ ist ein internationaler Protesttag, der jährlich am 14. Februar stattfindet und an dem weltweit Aktionen gegen Gewalt an Frauen stattfinden. Die Aktion ist ebenfalls ein Beitrag zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in der Stadt Paderborn.

Vor dem Protesttanz richtete der stellvertretende Bürgermeister Dietrich Honervogt sein Wort an das Publikum und betonte die Wichtigkeit des Aktionstags. Gewalt gegen Frauen sei keine Frage des sozialen Milieus, sondern betreffe alle gesellschaftlichen Schichten. „Wer gewalttätig ist, zeigt Schwäche“, betonte der stellvertretende Bürgermeister. „Das Thema muss enttabuisiert und es muss offen darüber gesprochen werden“, so Honervogt. Besonders treffe ihn der Umstand, dass das eigene zu Hause ein so gefährlicher Ort für Frauen sei. Er sei daher sehr stolz, dass sich so viele Menschen zur Aktion auf dem Rathausplatz eingefunden haben, um ein deutliches Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen.

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Paderborn, Dagmar Drüke, nahm die Situation vor Ort in den Fokus: „Im Jahr 2021 wurden im Kreis Paderborn insgesamt 474 Anzeigen von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung polizeilich registriert. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg von fast 20%“. Dabei werde die Dunkelziffer als sehr hoch geschätzt. Jede dieser Anzeigen sei eine Anzeige zu viel und zeige, dass Gewalt gegen Frauen auch in Paderborn allgegenwärtig sei, so Drüke.

Roshi Fathi-Weiß, selbst gebürtige Iranerin, Mitglied des Arbeitskreises Gewalt gegen Frauen und Mitarbeiterin der Migrationsberatung des AWO Kreisverband Paderborn e.V. widmete Ihre Ansprache der Situation der Frauen im Iran. Der Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini habe dort eine Welle des Protests ausgelöst, die bereits seit Monaten anhalte. „Viele junge Menschen gehen im Iran auf die Straße und riskieren ihr noch junges Leben im Kampf für Rechte für Frauen und für eine gerechtere Zukunft“ so Fathi-Weiß. Sie betonte, dass sich die Menschen in Deutschland glücklich schätzen könnten, in einer gut funktionierenden Demokratie zu leben. Umso wichtiger sei es daher, so Fathi-Weiß, dass auch wir in Deutschland für die Frauen im Iran laut werden und den Protest unterstützen.

Etwa 80 Menschen sind dieser Aufforderung gefolgt, haben sich zur Aktion auf dem Rathausplatz versammelt und zum Protestsong „Break The Chain“ (Sprenge die Ketten), der vom Aufbrechen patriarchaler Ketten handelt, getanzt. Trillerpfeifen und Protestschilder untermalten die Aussage des Protesttanzes zusätzlich: „Das eigene zu Hause ist der gefährlichste Ort für Frauen“ und „Frau, Leben, Freiheit!“ waren unter anderem auf den Protestschildern zu lesen.